Anmeldung, Planung, Motivation

Nach der Pause hinsichtlich „langer“ Brevets in 2021 und dem Ellenbogenbruch fühle ich mich nach einem radreichen Herbst in der Lage, in 2022 wieder einen großen Plan zu verfolgen. Im Januar flattert der Urlaubsplan in die Post und beinhaltet gleich schlechte Nachrichten: Drei Wochen Pflichturlaub Ende August, also dann wenn bereits fast alle langen, interessanten Brevets vorbei sind. Vorher sind Prüfungs- und Hausarbeitsphasen, also keine Chance. Nach kurzer Niedergeschlagenheit werfe ich die Suchmaschine meines Vertrauens an und schaue in den Veranstaltungskalender. Tatsächlich sieht es mit der Auswahl nicht so rosig aus, aber halt! Vom 19.-22. August soll das SBS stattfinden, das Superbrevet Scandinavia.

Skandinavien, also Dänemark, Schweden und Norwegen (Finnland liegt nicht auf dem Track), in einer Tour? Ich bin sofort Feuer und Flamme und nerve Carola ein bisschen mit Überlegungen. Zum Start nach Hirtshals mit dem Rad anreisen? Nach dem Brevet noch eine Woche Norwegen anhängen? Danach wieder mit dem Rad nach Hause? Wieviel Rad geht in 3 Wochen Sommerurlaub?

Kurze Zeit später öffnet die Registrierung, ich bin einer der ersten eingeschriebenen Teilnehmer. Es gibt 25 Plätze für internationale Teilnehmer, die restlichen Plätze sind für skandinavische Randonneure reserviert. Beim Preis muss ich heftig schlucken, natürlich ist Skandinavien für einen Radurlaub inklusive Hotels, Fähren und Essen eine andere Hausnummer als P-B-P oder die normalen Brevets zum Selbstkostenpreis in Deutschland, für einen Studenten ist es nahe an zu viel. Ich rede mir ein dass es um meinen Jahresurlaub geht und das Geld auf dem Konto auch bloß weniger wird, lieber eine schöne Unternehmung mit wertvollen Erfahrungen, wird sich schon lohnen. Ab da vergesse ich die Pläne für etwa 7 Monate und verschwende kaum noch Gedanken daran.

Da auch das SBS eine vollständige Brevetserie als Qualifikation vor dem Start erfordert, fängt die detaillierte Planung kurz nach der erfolgreichen Absolvierung des 600er Brevets in Hamburg an. Die Strecke ist nahezu vollständig veröffentlicht, die verschiedenen „Tagesziele“ sind bekannt und der Newsletter spricht von „baldigem Treffen in Hirtshals“. Die Vorfreude steigt, besonders nach der geglückten Generalprobe mit Rainer bei der Superrandonnée eine Woche vor meinem Urlaubsbeginn.

Der Plan

In den Wochen vor dem Start habe ich Komoot stundenlang malträtiert. Dabei ist das Problem gar nicht das Brevet, die vier Tage, die Strecke und die Rahmenbedingungen sind sowieso festgelegt. Allerdings habe ich Vor- und Nachher ja noch Urlaubstage zur Verfügung, während Carola schon wieder arbeiten muss. Dementsprechend kann ich Anreise und Abreise etwas ausdehnen. Am Ende stellt sich der Plan wie folgt dar: Montagabend Carola vom Zug abholen, und ihr das Ein-Personen-Zelt abnehmen, mein Fahrrad schnell fertig packen und Dienstags um 5 Uhr den ersten Zug nach Flensburg nehmen, um von dort die gut 500 Kilometer bis zum Start in den folgenden drei Tagen zurückzulegen. Streckentechnisch hoffe ich möglichst die kleinsten noch asphaltierten Straßen bei der Planung ausgewählt zu haben. Dabei sollen die ersten beiden Tage jeweils über 200 Kilometer lang werden, damit am letzten Tag der Anreise ein wenig Erholung für die Beine vor dem offiziellen Start drin ist.

Plan Hinfahrt

Dann soll es die folgenden vier Tage um nichts anderes als Radfahren gehen, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, von einer Kontrolle zur nächsten. Ganz einfach eigentlich.

Die Planung des Rückwegs gestaltet sich etwas schwieriger, da ich im Prinzip viel Zeit, aber wenig Mittel zur Verfügung habe. Da das Zelt sowieso gesetzt ist, hoffe ich noch ein paar Tage Jedermannsrecht in Norwegen und Schweden ausnutzen zu können, bevor es mit der Fähre zurück nach Dänemark und mit dem Rad nach Flensburg gehen soll. In Kilometern ausgedrückt sind das etwa 700 in möglichen 4-5 Tagen. Es soll anders kommen, aber dazu im nächsten Teil mehr.

Plan Rückfahrt

Für die Hin- und Rücktour habe ich jeweils Übernachtungen in Sheltern bzw. im Zelt geplant, ein Umstand für den ich Dänemark einfach liebe. Neben hervorragender Infrastruktur sind die Naturlagerplätze, häufig mit Holzhütten, Feuerplätzen, teilweise Sanitär und Frischwasser ausgestattet, ein grandioser Teil des Landes. Da ich außerhalb der Ferienzeit unterwegs bin muss ich auch keine allzu großen Sorgen haben keinen Platz abzubekommen, und kann in der größten Not immer noch mein Zelt aufbauen.

Shelter auf dem Rückweg