Am Samstag war es wieder einmal so weit, dass 600 Kilometer Brevet, auf klassischer Strecke zum Darß und zurück, stand an. Wie immer in diesen besonderen Zeiten gab es keinen Massenstart, sondern die Möglichkeit sich das Startdatum- sowie die Uhrzeit in einem gewissen Zeitfenster auszusuchen. Alleine wäre ich in diesem Jahr wohl nicht mehr auf die lange Strecke gestartet, doch glücklicherweise hat mich Maik nach langer brevetfreier Zeit angesprochen und so musste ich nach gefundenem Termin nur noch zusagen und mich anmelden. In diesem Jahr sind wir durch Corona noch nicht einen Brevet zusammen gefahren, das letzte Zusammentreffen war beim Zeitfahren HH-B im Oktober, ich freute mich also sehr und es gab genug zu erzählen.

Der grobe Plan sah wie folgt aus: Freitag um 4 aufstehen, 6 Stunden Arbeit, direkt von dort in den Zug nach Nauen, dort das Kuota (nicht mehr benutzt seit anderthalb Jahren, keine Pedale, kein Sattel, kein Licht, keine Kassette und Kette vorhanden) fahrbereit machen und schließlich am Samstag früh um 6 Uhr in Berlin am Hauptbahnhof an der Startlinie stehen.

Glücklicherweise habe ich noch eine Kassette sowie eine Kette zu Höchstpreisen erwerben können, so dass der Antrieb am Kuota schnell auf Vordermann gebracht und die Pedale (auch neu) ebenfalls fix getauscht waren. Dazu Licht von Papa ausgeliehen, nagelneue Pedale angeschraubt und dann der Schock: Meinen guten Brooks Sattel in Hamburg vergessen, also keinen eigenen Sattel vor Ort. Nach kurzer Überwindung habe ich einen Trekking-Sattel von meiner Mutter gemopst und angebracht, aufgrund von ähnlich schmalen Sitzknochen, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, aber (Disclaimer!) sie starb dann doch ein bisschen, zusammen mit einigen Nerven in unangenehmen Körperregionen. Genug davon.
Nachdem alle Taschen am Rad waren, dazu etwa ein Kilo Maltodextrin für die Energieversorgung sowie genug Gels für zwei Tage, Süßigkeiten und ähnliches in diese gewandert waren, konnte ich beruhigt schlafen gehen. Klamotten waren diesmal einfach gewählt: Jeweils ein langes und ein kurzes Radtrikot, kurze durchlöcherte Hose plus Shorts zum drüberziehen, einmal Kniewärmer, Regenhose und Windjacke für die Nacht. Weniger zum Anziehen hatte ich wohl noch nie dabei.

Samstag früh klappte alles wie geplant, der Zug um 5 war pünktlich und ich kurz vor 6 am Hauptbahnhof, Maik wartete schon auf mich. Ein kleines Hallo, ein bisschen die Aufregung rausgeplaudert und dann gings mit dem Startfoto auch schon los. Dank gebührt den Veranstaltern, vor allem Ingo: Nur Minuten nach der Anmeldung hatte ich Track und Infos per Mail, die Fotos konnte ich an den Kontrollen direkt per Whatsapp an Ihn senden, fantastische Organisation und Rahmenbedingungen.

Da wir uns für einen Frühstart entschieden hatten war das Verlassen Berlins Richtung Norden eigentlich recht stressfrei, nur die roten Ampeln alle 300 Meter waren nervig. Nach 10 Kilometern hatten wir einen Schnitt von 19 Km/h und ungefähr 200 Mal ein- und ausgeklickt. Ab Hennigsdorf wurde das dann besser, die Strecke angenehm und mit wenig Verkehr, als Highlight lief in einem Wohngebiet ein Riesen-Wildschwein (ich schwöre, das war größer als ich!!!) etwa 10 Meter parallel zu uns, als ob es gerade beim Bäcker Brötchen geholt hatte und nach Hause wollte. Kein Stress oder irgendeine Reaktion auf Autos oder uns, ganz kurios.

Die folgenden Abschnitte durch Marwitz, Vehlefanz und Kremmen sowie nach Norden raus zur ersten Kontrolle in Lindow (Mark) waren mir dann sehr bekannt, sind mein Vater und ich doch auf unzähligen Runden schon dort gefahren. Die Straßenoberfläche war meistens gut, es gab schützenden Wald und wenige Autos, man konnte es schön rollen lassen. In Lindow (Mark) hatten wir nur schnell das Kontrollfoto geschossen und eine Banane inhaliert, um uns dann auf die geflickte Straße nach Rheinsberg zu begeben. Ein erster Vorgeschmack auf was uns noch erwarten würde.

Hinter Rheinsberg begannen dann die ersten kleinen Hügel, die Strecke ging langsam in die wunderschöne Seenlandschaft Mecklenburgs über, die die teils sehr schlechten Straßenverhältnisse doch gut ausgleichen konnte. Zwischen Mirow und Möllenhagen geht es lange durch den Müritz-Nationalpark, häufig auf zweispurigen, gut zu fahrenden Plattenwegen, immer hoch und runter. Uns kam es so vor als hätte der Verkehr auf diesen Straßen zugenommen, allerdings sind dort immer noch die Radfahrer dominierend, welche auch bloß die Wege auf voller Breite versperren und Klingeln gerne mal ignorieren. Dort hatten wir die erste längere Pause mit belegten Broten gemacht, ein bisschen im Schatten gesessen und gequatscht. Sowieso haben wir uns die ersten 150 Kilometer fast immer etwas zu erzählen gehabt, was die Zeit angenehm schnell vergehen ließ. Kurz nach der Pause kam uns mein Papa entgegen, der zurzeit eine Reha in Plau am See macht und am Wochenende seine lange Radtour um die Müritz gelegt hatte. Eine tolle Überraschung, auch wenn wir nur 5 Minuten geredet haben, ein Foto musste noch gemacht werden und dann ging es weiter, die Mücken hatte uns da auch schon ordentlich zerstochen.

Bei Kilometer 170 war dann die erste Bäcker- Supermarktpause angesagt, Eistee, Cola und Kuchen standen auf dem Menü. Wir haben diesmal insgesamt sehr entspannte Pausen ohne Druck eingelegt, meistens wusste ich nicht einmal wie lange die Pause eigentlich war, einfach nur Genuß pur und immer nach Gefühl, genau wie beim Fahren. Inzwischen war der Wind dann doch stärker aufgekommen und bließ uns immer von Vorn ins Gesicht, vor allem auf den folgenden langen graden Straßen Richtung Gnoien hat uns das ordentlich Körner gekostet. Durch regelmäßige Abwechslung im Windschatten und der ruhigen Fahrweise hatten wir diese Herausforderung noch recht gelassen hinter uns gebracht. Allerdings ist dies auch einer der schönsten Abschnitte, die tollen schmalen Wege hinter Salem, der Blick auf den Kummerower See, die mehr oder weniger sanften Hügel und ringsherum immer entweder saftiges Grün oder goldenes Korn. Landschaftlich gibt es da die Höchstpunktzahl!

Kurz vor Barth wollte dann Jan aus Stralsund auf uns treffen, den ich vorher informierte, dass wir an diesem Tag über den Darß fahren würden. Beim ersten 600er vor 4 Jahren hatte er uns kurz vor Barth gesehen, und mir auf Strava geschrieben ich solle doch beim nächsten Mal Bescheid geben. Wir kannten uns nur über Strava, schon fast seitdem ich mit dem Radfahren begonnen habe und mit Strava anfing. Da wir ja keine Gruppe hatten habe ich einige Wochen vor dem Start also den Buschfunk aktiviert, und der Termin passte wunderbar. Gerade als wir zwischen Bad Sülze und Barth so richtig im ersten Tief der Tour zu versacken drohten kam er uns entgegen, zeigte uns den Jungbrunnen in Kenz und rettete wohl den gesamten Abend damit. Das frische, kalte Wasser zum Selbstpumpen, die dreckigen Arme und Beine waschen, die langen Haare fluten und einfach ein bisschen Pause genießen, toll war es dort! Jan war mit seinem Monstercrosser unterwegs, 2.25 Zoll Breite Bereifung, und ließ uns dennoch spielend an den Hügeln stehen, nahm dann aber auch hinter Zingst viel Rücksicht auf uns, so dass wir einen schönen Abend an der Ostsee verbringen konnten. Die Strecke war leicht geändert im Vergleich zum letzten Mal, der neue Teil war gelinde gesagt großer Mist, außer vlt. für Jan`s Rad. Am Ende sollten wir vor Ahrenshoop einen Pferdeweg nehmen statt den bestens ausgeschilderten Radwanderweg…wir taten dies natürlich. Nicht das letzte Mal das wir uns fragten, wieso unbedingt Gesundheit und Material auf die maximale Belastungsprobe gestellt werden muss (Nach dem Motto „wem die 600 Kilometer nicht reichen, der bekommt noch Sand, Waldweg, Kopfsteinpflaster und Platten“). Die darauffolgenden Kilometer im Sonnenuntergang bis Ribnitz-Damgarten waren dann immerhin der Traum schlechthin, geile Radwege und Straßen, Ferienfeeling am Strand und perfekte Lichtverhältnisse. Dort an der Tankstelle gab es eine extra für uns warmgemachte Bockwurst, Brötchen und nochmals Getränke zum Auffüllen, sollte es doch jetzt eine Nacht durch MV gehen. Da wird bekanntlich alle Verpflegung benötigt die es nur geben kann. Nachdem die langen Sachen wieder angezogen und die Zähne geputzt waren gab es den Abschied von Jan, der wieder Richtung Stralsund musste, und den Start in einen lauschigen Sommerabend, immer Richtung Süden, Richtung Zuhause. An immer mehr Feldern machte sich schon gegen 23 Uhr aufsteigender Nebel durch kleine „Kältefelder“ bemerkbar, eine bemerkenswerte Auffälligkeit im Halbdunkel. Ab dem Zeitpunkt gibt es auf der Strecke nahezu keine Autos mehr, man ist meistens mit sich selbst allein, die Gespräche wurden weniger und jeder hing seinen Gedanken nach, während die Kilometer gut vonstatten gingen.
Mitten im Wald etwa 15 Kilometer vor Teterow hatte Maik dann einen Platten, wollte aber erst noch ins nächste Dorf fahren um dort im Lichtschein den Schlauch zu wechseln, während ich mit bangem Blick sein Hinterrad auf der kurzen Abfahrt im Blick hatte. Da macht sich seine jahrzehntelange Radsporterfahrung doch sehr bemerkbar. Der Schlauch war schnell gewechselt, zwei Katzen hatten uns dabei Gesellschaft geleistet und ein bisschen neugierig geschaut. Letztendlich war das die einzige Panne mit den Reifen, und das bei einem nagelneuen 4Seasons von Conti. Meine alten, rissigen und von Cuts übersäten Mäntel haben hingegen wiedermal alles gegeben und mich vor jeder Luftlosigkeit (An dieser Stelle bin ich fast vor Lachen vom eigenen Sitz gefallen) bewahrt. In Teterow machte sich dann die Müdigkeit gegen 1 Uhr nachts schon stark bemerkbar, nach fast 400 Kilometern und dem Aufstehen um 4 Uhr in der Früh. Wir entschlossen uns dennoch weiterzufahren, wohlwissend das nun die Teterower Schweiz mit wirklich vielen (kein Witz!) Höhenmetern auf uns wartete. Dazu gab es zwischen den Dörfern häufig zweistellige Kilometer ohne Zivilisation, die Strecke schien auf dem Garmin förmlich festgenagelt zu sein, die Zahlen sich quälend langsam zu verändern. Um drei Uhr mussten wir der Anstrengung Tribut zollen, Maik war schon zweimal fast auf dem Rad eingeschlafen, und auch mir viel es immer schwerer die Augen auf der Straße zu behalten. Da in den Dörfern keine Bushaltestellen zu finden waren, entschieden wir uns am Ende für zwei freistehende Bänke im Nirgendwo (eine aus Holz und eine aus Stein) und eine halbe Stunde Schlaf. Maik war innerhalb von Sekunden eingeschlafen, ich döste ein bisschen mit geschlossenen Augen und hörte den Kühen und Mücken ein wenig zu. Ein paar Minuten muss ich auch eingenickt sein, ich kann mich jedenfalls nicht mehr an die ganzen 30 Minuten erinnern. Wir brauchten auch keine Angst wegen der Kälte zu haben, es war selbst auf der Steinbank warm genug um ohne Probleme wieder aufzustehen. Die halbe Stunde hat soweit geholfen das wir entspannt weiter mit der Dämmerung im Rücken uns die Hügel hinaufquälen konnten. Natürlich kamen in allen folgenden Dörfern schöne große Bushaltestellen mit Schlafmöglichkeiten, aber wer weiß ob wir dort sonst je angekommen wären. Früh um 5 war Malchow erreicht, 418 Kilometer auf der Uhr. Leider hatte der Schlaf bei mir nicht gereicht um wirklich fit in den Tag zu starten, so dass wir in einem kleinen Dorf noch einmal eine halbe Stunde in der aufgehenden Sonne mit geschlossenen Augen verbrachten, Maik auf der Bank und ich auf dem warmen Asphalt, bequemer geht schon, aber geholfen hat es trotzdem. Es folgte der wohl zwiespältigste Teil der gesamten Tour, das Mahnmal zum Todesmarsch im Belower Wald. Da ich Kultur und Erinnerung unheimlich interessant und wichtig finde, habe ich eine kleine Information zum Hintergrund selbiger gesucht und will diese nicht vorenthalten:

Quelle: https://www.below-sbg.de
Am 21. April 1945 trieb die SS mehr als 30.000 Häftlinge des KZ Sachsenhausen, unter ihnen Frauen und Kinder, zu Fuß Richtung Nordwesten auf einen Todesmarsch. Hunderte starben unterwegs oder wurden von der SS erschossen. Vom 23. bis zum 29. April wurden mehr als 16.000 Häftlinge im Belower Wald nahe Wittstock zusammengezogen. Sie lagerten ohne Unterkunft und Versorgung im Wald, mit Stacheldraht umzäunt und von einer SS-Postenkette bewacht.
Bereits 1945 wurde auf dem nahegelegenen Friedhof in Grabow ein Gedenkstein für 132 im Belower Wald verstorbene KZ-Häftlinge errichtet. Der erste Gedenkstein am historischen Ort des Waldlagers folgte 1965. Zehn Jahre später wurde die heute noch vorhandene Mahnmalsanlage eingeweiht. Seit 1976 kennzeichnen 120 einheitliche Gedenktafeln die Routen des Todesmarsches zwischen Oranienburg und Schwerin.

Es fällt mir schwierig die passenden Worte dazu zu finden, weil die Strecke entlang des Mahnmals sehr bedrückend ist. Der dunkle Wald und die unheimliche Stille des Ortes verursachen jedes Mal Gänsehaut. Nichtsdestotrotz ist die Wegbeschaffenheit extrem schlecht, Kopfsteinpflaster aus dem letzten Jahrhundert über mehrere Kilometer, teilweise ist nur Schieben möglich, es ist wieder einer der Momente in denen man sich fragt wer die Materialkosten an so einem Rad bezahlen soll und wieso man nicht ein wenig ressourcenschonender planen kann, verkehrsarme Wege sind in der Prignitz durchaus nicht super selten. Ich würde gerne solche Orte mit dem Respekt besuchen, den sie verdient haben, und nicht scheußlich fluchend durchqueren. In Wittstock dann gab es endlich den ersehnten Frühstückskaffee und jeweils zwei belegte Brötchen für Maik und mich, die Lebensgeister waren endlich wiedererweckt, noch 140 Kilometer zu fahren, das würde sich gut ausgehen mit einem frühen Finish. Denkste, sagte sich da wohl der Pannenteufel, denn 10 Kilometer später bemerkte ich einen losen Sattel, ansich nichts Schlimmes. Beim genaueren Hinsehen stellte sich allerdings heraus, dass sich durch die Lockerung der Sattel nach hinten verschoben hatte, und durch mein Gewicht und das der Tasche die einzige Schraube der Sattelklemmung einfach abgerissen wurde. Mir blieb nichts übrig als erst einmal im Stehen weiterzufahren, leichter gesagt als getan, in diesem „Modus“ brannten nach kürzester Zeit die Oberschenkel, aber vor allem auch die Handflächen und Fußsohlen durch den hohen Druck der auf Ihnen lastete. Gleichzeitig rief ich Zuhause an, das ja nur 30 Kilometer entfernt lag, um nach der Möglichkeit für ein Ersatzrad zu fragen. Glück das mein Vater ein schweres „Reiserennrad“ hat, das mir ungefähr passt (bis auf den Sattel, aber einen Tod muss man sterben). Nach anfänglicher Überlegung das Brevet abzubrechen konnte ich dann also darauf hoffen das Ersatzrad in Wusterhausen, etwa 25 Kilometer später, in Empfang nehmen zu können und damit die letzten 80 Kilometer abzureißen. Meine Mutter hat es tatsächlich nach dem Frühstück ins Auto geladen und ist uns die Kilometer entgegengefahren, um das Finish zu ermöglichen. Solche Momente sind mit Emotionen fast nicht zu beschreiben, das Auf- und Ab der Gefühle nach mehr als 24 Stunden im Sattel ist mit keiner anderen Situation zu vergleichen dich ich kenne.
Nach dem Tausch und dem Umschrauben der Pedale, des Garminhalters und der provisorischen Einstellung des Sattels wurde das kaputte Rad ins Auto gelegt und das neue Rad bestiegen, schon konnte es weitergehen. Etwa eine Stunde hat uns der Spaß am Ende wahrscheinlich gekostet, durch Telefonate, Wartezeit und Schrauberei. Was dann an Strecke folgte, und ich hoffe das Ingo mir die Wortwahl verzeiht, ist einfach nur ein Witz gewesen. Zuerst 10 Kilometer auf der B5 vor Friesack, wo die Autos mit über 100 km/h auch bei Gegenverkehr überholen und noch nie ein Radfahrer gesehen wurde, statt parallel auf gleicher Streckenlänge und gutem Asphalt fast keinen Verkehr zu haben. Da hätten wir auch die A19 ab Wittstock nehmen können, der Standstreifen ist sicherlich ungefährlicher. Danach dann die Plattenwege bei Teufelshof / Kienberg, die schon beim 400er vor zwei Jahren im Plan standen, dort jedoch am Anfang, und selbst da schon grenzwertig zu fahren waren. Es handelte sich um 3 Kilometer mit zwei Spuren, auf denen die Platten Spalte bis 10 Zentimeter Höhenunterschied aufweisen, und selbst Autos auf Schritttempo reduzieren. Diese Stelle einzubauen ist für meine Begriffe, und es mag da andere Meinungen geben, ich verlange nicht, dass alle mir zustimmen, Radfahrerfeindlich, gesundheitsschädigend und im schlechtesten Fall bei Dunkelheit und nach 560 Kilometern mit Übermüdung einfach gefährlich. Dabei gibt es so schöne Wege ringsum, man muss es einfach nicht verstehen. Maik ist fast explodiert, dachte ich habe die Strecke aus Witz so geplant, bis er gemerkt hat das auch mir die Tränen vor Schmerzen und dem schlechten Geschmack beim Gedanken an den Streckenersteller in den Augen standen. Jemandem mit Absicht Schmerzen zuzufügen ist wohl eine Grundvoraussetzung wenn man Menschen auf eine 600 Kilometer lange Tour schickt, daran ist auch nicht zu rütteln und das ist okay. Auch wenn es sich lohnt weil dahinter eine traumhafte Strecke wartet, ist das nachvollziehbar. Nichts davon ist hier der Fall, wirklich kein Argument kommt in den Sinn, egal wie lange man drüber nachdenkt und sich den Kopf zerbricht. Wie gesagt, es gibt Menschen denen gefällt der Schmerz, die Herausforderung, vlt. die „legendäre Oberflächenbeschaffenheit“ der Brandenburger Strecken, aber irgendwo ist eine Grenze zu ziehen. Andere Meinungen höre ich mir gerne an, akzeptieren kann ich letztendlich keine davon.

Die letzten Kilometer durch Schönwalde, den Spandauer Forst und die gesamte Innenstadt war dann bei 30 Grad, vielen Autos und Menschen am Sonntagnachmittag nicht anders zu beschreiben als höllisch anstrengend, langsam und zermürbend. Selbst die Currywurst für 9.50 € in Schönwalde konnte da nur kurz Abhilfe schaffen. Am Ende waren wir etwa 36 von erlaubten 40 Stunden unterwegs, haben eine Stunde geschlafen, etwa eine Stunde mit Reparaturen rumgebracht, eine Stunde in Berlin an Ampeln gestanden (2 Stunden für 20 Kilometer!) und etwa 8 Stunden Pausen gemacht, immer wenn uns danach war.

Final standen statt 606 etwa 625 Kilometer auf dem Garmin, der im übrigen ohne einmal aufzuladen und trotz Dauerbeleuchtung im Ziel noch 40 % Akku besaß. Es handelt sich um den Edge 1030 Plus, und wenn die Leute etwas von Wahoo oder Karoo erzählen kann ich darüber nur Müde lächeln (  ): Ich bin dankbar das mir Carola den geliehen hat, ich keine Probleme mit dem Akku, der Streckenführung oder sonst irgendetwas hatte. Wer das Nonplusultra sucht, der findet es hier. Leider bekomme ich kein Geld für den „Produkttest“, und leider ist er mir selbst auch deutlich zu teuer. Aber falls mal jemand einen neuen Radcomputer sucht, ihr wisst schon.

Ein Novum für mich war die Nutzung von nicht nur einem neuen Sattel, sondern gleich deren zwei, zusammen mit zwei verschiedenen Rädern auf einem Brevet. Technisch gesehen habe ich übrigens nicht gefinisht, da ich eine kleine Hilfeleistung bekommen habe und im Stehen sicherlich die 30 Kilometer bis Nauen nicht geschafft hätte um dann erst das Rad zu tauschen. Was solls, Ingo meinte vlt gibt’s ein Auge zu, ansonsten habe ich es halt nur für mich beendet und für den inneren Schweinshund.

Am Ende gilt der Dank vor allem meiner Mutter, Jan, Ingo und vor allem Maik, mit dem ich trotz unserer Unterschiede tagelang die Zeit verbringen kann ohne auch in schlechten Situationen böse Worte zu verlieren. Danke dafür.
Danke auch für alle Kommentare, Kudos und Motivationen unterwegs, ich bin jedes Mal begeistert was die Fahrradgemeinde ausmacht. Und danke fürs durchhalten bis hierher.

Liebe Grüße, euer Ole.