Einleitung


Normalerweise schreibe ich nicht gern Berichte, vor allem nicht über DNF Touren. Und wenn dann für mich, als Erinnerung, für „später“ eben, wenn das Wetter mies ist und ich all die wunderbaren Menschen vermisse. Bei dieser Tour soll das anders sein. Warum? Weil mich unzählige Menschen unterstützt haben, angefangen bei den lieben Mitfahrern, über meine Familie bis zu meinen Freunden Zuhause. Manchmal hatte ich tagsüber 60 neue Nachrichten auf dem Handy gesammelt, die ich abends im Shelter bei Minusgraden beantworten musste. Oder wollte. Dass dabei an beiden Nächten die Finger froren, weil sie nicht in den Schlafsack durften sondern am Handy schreiben mussten? Geschenkt. Wegen diesem Interesse und den Menschen die sich interessieren, mitfiebern und die immer irgendwie dabei sind, möchte ich versuchen meine Eindrücke aufzuschreiben. Dabei wird es einen Überschwang an Kitsch und Gefühlen geben, nur so als Warnung. Denn es war anders als erwartet, und doch viel besser als ich gehofft hatte.

Prolog

Transcimbrica, eine Schnapsidee die ich schon 2018 hatte, jedoch ohne Rad und in der Prüfungszeit, keine Chance. Dieses Jahr durch glückliche Fügung keine Prüfungen, und im Oktober gab es ein neues Rad, das Specialized Sequoia, perfekt für solche Touren. Angemeldet, gesehen wer alles mitfährt und die Vorfreude stetig wachsen lassen. Schneller als gedacht ist der Winter rum und es geht los. Packlisten hab ich keine, einfach alles nützliche rein in die Taschen und ab geht’s, was soll die ständige Angst um das letzte Gramm.

16 Uhr ging es von Zuhause mit dem Zug los, statt ICE und EC lieber die regionalen Züge, die Fahren vorzüglich pünktlich und so bin ich 19.30 in Hamburg. Vom Hauptbahnhof zur Pastaparty…Ein Berg am anderen, das Rad ist so schwer das ich es nicht mehr tragen konnte, langsam wird klar: Gepäck wiegen wäre vielleicht doch gut gewesen. Aber ich habe Zeit, und komme eine Stunde später in der italienischen Trattoria an. Es sind so viele Gesichter, und ich bin schlecht mit Namen. Einige Berliner erkenne ich sofort, einige szenische Berühmtheiten sind nicht zu übersehen, alle sind nett. Harald räumt seinen Platz damit ich auch am Tisch essen kann, toll. So wird die Pastaparty für mich ein schönes Anfangserlebnis, auch wenn der Löffel in meiner Hand zittert als säße ich schon bei Minusgraden im Shelter.
Aufregung? Kann ich.
Dann geht es ab zum Timeless, der Barkeeper (Name hab ich wieder vergessen) meint zu mir: „Du fährst doch schon zum dritten Mal mit, das Gesicht kenne ich“. Auch wenn sein Gesicht ebenfalls sympathisch ist, ich bin hier ganz neu, und auch ein Neuling im Gegensatz zu all den Langstreckenhelden, aus den Berichten, die ich so liebe, und welche das Fernweh stets aufs neue Erwecken. Nach zwei Apfelsaft ziehe ich mich noch schnell um, Schuhüberzieher drüber, gleich mal zerrissen, und dann die Verpflegung und den Schnaps abholen und verpacken. Nebenbei bleibt auch Zeit um andere Räder zu bestaunen (Boris erklärt mir sein Setup lang und breit, danke!). Vier Sequoias stehen am Start, so verkehrt kann ich nicht gewählt haben.
Erstaunlicherweise sind wirklich alle Nett, sympathisch und vor allem oft ebenso aufgeregt wie ich.
Auch wenn ich äußerlich ganz cool bleibe. Hoffe ich jedenfalls. Irgendwann ist dann auch alles gesagt, die Uhr nähert sich der Geisterstunde und ein paar warme Worte schicken uns auf die Strecke.

Start

Der Start dauert gefühlt ewig, bis alle so losrollen, einklicken, und sich dann einreihen. Und schon sausen wir den ersten Berg hinunter, Vollgas geben, endlich die Beine bewegen und warm werden, das Wetter passt ganz gut, noch ist alles trocken. An der ersten Ampel stehe ich bei Rot. Ein Fahrer vor mir fährt schnell noch über die Kreuzung. Bitte nicht über andere Beschweren wenn man selbst kein Interesse an den Regeln hat, das gefällt mir nicht. Es soll einer der wenigen negativen Aspekte der Reise werden. Als Grün wird geht es weiter, ungefähr 200 Meter, dann stehen wir an der Bahnschranke und warten erneut. Langsam hat sich eine kleine Gruppe gesammelt, und wir fahren zu zehnt aus Hamburg heraus, immer auf kleinen Straßen, immer den roten Leuchten hinterher. Schnell zieht sich das Feld auseinander, ich bin gut unterwegs, oft steht eine 3 auf dem Tacho vorne, ich bin leicht beunruhigt und lenke mich mit Gesprächen über Technik und die zukünftige Strecke ab. Eine Stunde lang fahre ich mit Michael, dem letztjährigen Finisher, der sich als normaler Radfahrer (man überlegt sich ja doch wie jemand bei Eis und Schnee solche Touren fährt) herausstellt und mit dem man toll quatschen kann. Mit ihm stehe ich auch mal wieder an einer roten Bahnschranke, Wahnsinn was in Schleswig-Holstein für ein Verkehr ist in der Nacht. Halb zwei beginnt es zu regnen, erst leicht und wir fahren weiter, eine halbe Stunde später bleibt dann nichts übrig als die Regensachen drüberzuziehen. Das Wetter macht mir nichts, ich fahre entspannt weiter, jetzt alleine unterwegs. Das Rad läuft gut, die 32mm Reifen sind zu diesem Zeitpunkt eine Top-Wahl, und der Regen kühlt so dass ich unter den zusätzlichen Sachen nicht schwitze. Bis zur Fähre bei km 95 rollt es angenehm, auch wenn ich langsam das Tempo drücke um wieder in den Langstreckenmodus zu kommen. Ohne den Druck von Mitfahrern fällt mir dieses doch relativ leicht, ich hab Spaß und (kleiner Vorgriff) bin auch am Ende der 6 Stunden Dauerregen noch trocken. Als ich an die Fähre komme leuchten die Ampeln rot, aber der Fährmann wartet noch auf das letzte Licht am Horizont, und ich darf bis auf die Fähre rollen. Tolle Sache, er bekommt ein wenig Kaffeegeld, ich hoffe damit wird er dann auch die Nacht überstehen, ebenso wie wir. Auf der anderen Seite machen wir, es sind 5 bis 6 Radfahrer dort, die obligatorischen Fotos und ich esse eine erfrorene Banane, die nach Milchshake schmeckt. Könnte schlechter sein, aber ein richtiges Frühstück wird noch eine Weile auf sich warten lassen. Als ich losrollen möchte schließt sich mir Mark an. Er hat kein Licht (sein Nabendynamo Laufrad will nicht wie er) und seine Hinterradbremse funktioniert nicht, und macht mehr Lärm als meine im späteren Verlauf der Fahrt (temporäre Mitfahrer von mir wissen was ich meine). Wir rollen entspannt los, und ich freue mich über die Möglichkeit wiedermal über Material, Leben und persönliche Vorlieben zu schwadronieren. Nur ein Problem habe ich: Mark fährt oft schnell, lässt sich wieder zurückfallen, und dann geht es von vorne los. Ich stehe mehr auf regelmäßiges Tempo und lasse mich davon auch nicht abbringen, und nach einer gewissen Einfahrzeit sind wir ein gutes Team geworden. Kurz vor Kropp fahren wir an einer Tankstelle vorbei in der mindestens 6 Randonneure sitzen und sich vor dem Regen verstecken. Was es doch alles gibt, wir beide rollen flugs dran vorbei und machen erst in der luxuriösen Sparkasse in Kropp Pause, als der Regen schon nachlässt. Ohne diesen macht es auch gleich viel weniger Spaß, aber immerhin wird es dort langsam hell. Als wir nach 10 Minuten wieder losrollen schlottern die Knie, aber nach 5 Minuten ist alles wieder in Ordnung. Ich muss Mark ziehen lassen, er ist einfach schneller und nicht mehr auf mein Licht angewiesen. Der Kurs ändert sich, und vor allem der Wind frischt auf und bläst jetzt stark von der Seite und ab und zu schon von Vorne, und macht mir etwas Sorgen. Noch läuft es aber vorzüglich, auch wenn ich 15 km später Mark am Bahnhof sehe und er mir zuruft dass er raus ist. Ohne funktionierendes Material sicher die richtige Entscheidung, ich entscheide noch etwas ruhiger zu fahren, und mir bald etwas zum Frühstück zu suchen. Auf dem Weg zum Bäcker überhole ich zwei Randonneurspaare die jeweils einen Platten beheben, aber keine Hilfe benötigen. Fragen gehört jedoch immer dazu, und später soll ich noch glücklich sein dass auch die anderen dieses Vorgehen beibehalten. Um 8 Uhr früh bei Kilometer 160 kehre ich zum Langstedter Bäcker ein, und werde misstrauisch beäugt. Wenn sich allerdings jemand in meinem Geschäft einfach die Hose herunterzieht, auch wenn er noch was drunter hat, verstehe ich das vollkommen. Die Regensachen haben erstmal ausgedient, und ich esse Brötchen, Kuchen und trinke heiße Schokolade. Bin überrascht wie weit ich schon gekommen bin, freue mich an lustigen Bildern in der Whatsapp-Gruppe und einfach an der guten Stimmung.

Als ich weiterfahren will sind weder vor noch hinter mir Fahrradfahrer zu sehen, oder meine Augen lassen einfach nach. Mir geht es gut und mit frischem Elan geht es voran, ich rechne mir aus bis 12 Uhr in Dänemark zu sein und Flensburg zügig hinter mir zu lassen. Eine letzte schwarze Wolke nehme ich noch in voller Breitseite mit, es hagelt, stürmt und ich fliege fast vom Rad, genieße jedoch jede einzelne Sekunde. In den vergangenen Monaten habe ich zu wenig Zeit gehabt abzuschalten, runterzukommen und einfach nur mal zu rollen ohne viel nachzudenken. Jetzt kann ich jeden Regentropfen belächeln, und mich einfach nur an der Natur erfreuen, ohne mir Stress zu machen. Ich fahre gern alleine, und da ich in Mathe nie richtig aufgepasst habe erreiche ich um kurz vor 10 Uhr Dänemark (statt 12 Uhr) und frage mich was ich nur in der restlichen Zeit machen soll, wenn ich doch in 3 Tagen wieder in Hamburg bin…Kleiner Scherz am Rande. Der Grenzübergang ist eine Schande, ein Zelt durch das die Autos fahren müssen sieht aus als fällt es bald auseinander, der Radweg geht völlig am Dänemarkschild vorbei und man kommt nach 100 Metern am ersten Sexshop in Dänemark an.
Na was solls, der hat um die Zeit eh zu, da kann ich auch weiter fahren.

Richtig schöne Bilder sind am Grenzübergang nicht zu erhaschen.
Wir drehen etwas nach Nordwest, in Richtung des Windes, und langsam wird es mühsamer voranzukommen. Vor allem die von mir schon im Vorhinein gefürchteten Sandpassagen sind durch den Regen aufgeweicht, und ich halte mich manchmal nur mit Mühe auf dem Rad und schiebe auch schon mal 100 Meter. Zu meiner Schande besitze ich keine gute Radbeherrschung, ich gelobe Besserung.

Mit jedem Schotter- und Sandabschnitt fahre ich sicherer, es macht mehr Spaß, ich genieße es auch mal mit 15 km/h zu rollen und ab und zu durch die Pfützen zu fahren und mich dreckig zu machen, einfach mal ich Selbst sein. Einzig der Wind wird immer stärker, so dass ich regelmäßig kleine Pausen einlege, noch einen Riegel, eine Banane, ein Brötchen, ein Gel… einfach alles esse was ich so in die Finger bekomme.
Ich habe seit 70 Kilometern niemanden mehr gesehen, und frage mich ob die entweder alle schneller sind, noch langsamer als ich ( kaum möglich) oder ich vlt doch die falsche Strecke fahre(?). Dänen sehe ich auch eher wenig, wir fahren durch Landstriche die mir ein Gefühl von völliger Freiheit vermitteln, von einem Leben in kleinen Dörfern, auf Gehöften und am Rand von kleinen Wäldern. Ich bin restlos begeistert und versuche alles aufzusaugen, mit meinen 22 Jahren bin ich wohl auch noch leicht zu beeindrucken. In Rodekro, bei einem weiteren Halt, mache ich Bilder von der riesigen Dänemarkflagge, die sich im Wind wunderschön bewegt. Dabei überholen mich zwei Mitfahrer, fragen obs mir gut geht und rollen dann weiter. Obwohl ich beinahe sofort auf dem Rad sitze und die beiden mir nur 200 Meter voraus sind, kann ich sie nicht mehr einholen so dass ich aufgebe und in meinem eigenen Tempo weiterkurbele.

In Vojens treffe ich die beiden wieder am Supermarkt, sie sind gerade mit Essen fertig, warten aber noch kurz solange ich einkaufe, sehr nett. Ich bin wie im Kaufrausch, zwei Pizzaecken, eine Tafel Schokolade, zwei Tüten Gummibärchen, 2 Liter Cola, ein paar Kaugummis (von denen ich später überlegt habe sie als Flicken für meine Schläuche zu benutzen), alles wandert in meinen Einkaufswagen. Dann sitze ich zufrieden grinsend im Vorraum der Lidlfiliale, Dänen laufen vorbei, würden am liebsten ihre Kinder vor mir verstecken… und ich esse und esse und trinke und fühle mich wohl. Tut mir leid liebe Dänen, mich werdet ihr doch mal 10 Minuten ertragen können. Danach geht es fix weiter, ich treffe (Namen bitte einfügen, verdammt nochmal. Vlt Kjub? Auf jeden Fall ein Berliner Radkurier.) und wir rollen für ein paar Kilometer zusammen, bevor ich an den ersten Hügeln wieder runterschalten muss und er mit Minimalgepäck easy von dannen zieht. Ich kämpfe mich vorwärts, nach mehr als 270 Kilometern wird es langsam Zeit für… Na was wohl, eine warme Mahlzeit. Ich treffe Kjub (hoffentlich stimmt das) am Ortseingang und wir fahren zum Italiener, der nur Bargeld annimmt, uns aber die Euros aus der Tasche zieht. Wir bestellen jeder eine Pizza, nur um festzustellen dass diese nicht wirklich gut schmecken, und somit ein Großteil auf dem Teller verbleibt. Pappsatt bin ich trotzdem, und will bald was zum Schlafen suchen, es ist 17 Uhr geworden. Wir rollen zu zweit weiter, diesmal etwas gemächlicher, und unterhalten uns sehr gut. Mein neuer Windschattengeber redet von einem Shelter bei Km 314, rechts und links von der Strecke, herrlich zum Schlafen und Ausruhen, er hat sich sogar ein Bier mitgenommen. Ich beschließe bis dorthin zu fahren und mich anschließend auf meine erste Nacht im Freien vorzubereiten. Die Aufregung vor dieser ist fast genauso groß wie vor dem Start an sich, habe ich bei meiner Ausrüstung doch stark aufs Budget geachtet: Schlafsack 25 Euro, Luftmatratze 24 Euro, Bivi 9 Euro… das wars. Eine rote Fleecejacke hatte ich mir im Ausverkauf für 12 Euro in München gesichert. Dazu später mehr. Erstmal rollen wir die verbleibenden 30 km, um 5 Kilometer vor dem Shelter von einer schwarzen Wand aufgerollt zu werden, aus der es beinahe urplötzlich schmerzhaft hagelt und welche am Straßenrand eine weiße Schicht hinterlässt. Genauso schnell wie die Wand da war ist sie auch wieder weg, und wir können einen atemberaubenden Sonnenuntergang genießen. Bei Kilometer 310 stehen wir an einer Kreuzung in Randboldal, und wollen kurz schauen wo die Shelter genau stehen. Dabei kommen noch zwei Radler von hinten, die Bescheid wissen, die gesuchten Shelter stehen bei Kilometer 340. Mist, für mich ist das heute zu weit, ich brauche eine Pause, da ich seit 36 Stunden nicht geschlafen habe und mir die Beine auch ordentlich brennen. Durch die gut durchdachte App finde ich einen Shelter, welcher nur 100 Meter von der Kreuzung entfernt steht. Ich bin begeistert, rolle dorthin, niemand ist zu sehen. Ich beginne mein kleines Equipment aufzubauen, im letzten Licht des Tages. Es läuft alles nach Plan, ich ziehe mich schnell um (lange Unterwäsche, Jogginghose und Fleecejacke) und krieche in meinen Schlafsack. Die Angst vor der Kälte ist völlig unbegründet, obwohl es die ganze Nacht wie verrückt stürmt und ich immer wieder auch herabfallende Äste höre, schlafe ich so gut wie ewig nicht. Nur einmal wache ich noch auf, als Jan um 20.30 angerollt kommt und den Shelter neben mir in Beschlag nimmt. Ein kurzes Hallo, umdrehen und schon bin ich wieder im Traumland. Wecker gestellt habe ich keinen, ich denke mein Körper wird mir rechtzeitig Bescheid geben. Ein Fehler, wie sich nach mehr als 12 Stunden Pause herausstellen soll.

Tag 2

Sonntagmorgen, 7 Uhr, die Sonne scheint und der Wind ist etwas weniger stark als gestern. Ich packe meine Sachen zusammen, will die Taschen ans Fahrrad anbringen und bemerke, dass mein hinterer Reifen vollkommen platt ist. Die Stimmung geht sofort in den Keller, mentale Stärke ist verbesserungsfähig und kommt auch auf die To-Learn Liste. Während Jan sich aus dem Schlafsack quält und mir ein paar leckere Mannerschnitten zum Frühstück anbietet, versuche ich die Steckachse zu lösen. Ungeschickt wie ich bin habe ich diese Zuhause mit voller Kraft und einem großen Innensechskant angezogen, und das minimal kleine Multitool (schön leicht isses ja, aber richtig nützen tut das auch nichts) hat nicht annährend genug Hebelkraft. Auch eine Verlängerung des Hebels durch Feuerholz, der Einsatz meiner kräftigen Beine (Humor muss sein!) und die Hilfe von Jan helfen rein garnichts, die Achse bleibt fest. Ich sehe schon meine Aufgabe vorm inneren Auge, auf dem Weg zum Bus, laufend und bevor es richtig begonnen hat. Dann fällt mir die Whatsapp-Gruppe ein, und ich schreibe ein schnelles SOS an die umliegenden Fahrer. Sebastian ist seit zwei Stunden unterwegs und nur noch 5 km hinter meinem Shelter, und schreibt mir er kommt vorbei, ich solle Kaffee machen. Ohne Kocher und ohne Kaffee ist das schwierig, helfen tut er mir trotzdem. Er hat richtige Innensechskantschlüssel dabei, und innerhalb einer Minute ist die Achse lose, und innerhalb von 5 Minuten der Schlauch gewechselt, alles läuft super. Währenddessen rollt Sebastian schon weiter, ich gehe davon aus ihn am nächsten Bäcker wieder aufzurollen. Mit Jan geht es einige leichte Hügel rauf und runter, die Sonne scheint, das Leben ist schön. Bis 15 km weiter wieder ein schwammiges Hinterrad auf sich aufmerksam macht. Trotz aller Vorsicht habe ich ein kleines Steinchen übersehen, was genau im Mantel steckt, und kaum zu ertasten ist. Durch dieses reibt sich der Schlauch aber auf Dauer auch durch. Immerhin ist diesmal die Steckachse kein Problem, und 5 Minuten später geht es weiter durch die wunderbare Landschaft. Sandwege, vorbei an kleinen Seen, es ist einfach wunderschön.

Viele wunderschön gelegene Höfe am Wegesrand
Im Ort Kollemorten halte ich am Supermarkt um Getränke aufzufüllen und zu frühstücken. Die Frau hinter dem Tresen ist klasse, lacht mich aber auch für die Aussprache der Würstchen im Blätterteig kurz aus (oder an?), sehr sympathisch.
Und als ich noch ein zweites Mal hereinkomme, um mir einen halben Liter Wasser zu holen, erlässt sie mir eine Krone, da ich nur 5 Kronen in Bar besitze. Gut gestärkt und dem Regenschauer entgangen fahre ich weiter. Auf einem richtig üblen Schotterabschnitt treffe ich Ralf, der zwei Bilder von mir macht, und ich von ihm. Ihn kenne ich immerhin ganz gut aus Berlin, von den Brevets, auf denen er immer viel Kopfsteinpflaster einbaut welches mir schon oft ein Fluchen entlockt hat.

Diesmal fahren wir gut zusammen, es läuft langsam, aber es läuft. Als wir auf den Radweg an einer größeren Straße biegen sehe ich vor uns noch 2 Radfahrer am Rand stehen, die einen Platten haben. 20 Meter vor ihnen knallt es bei mir, und dieses Mal ist mein Vorderrad auf einen Schlag platt, und ich entdecke einen richtigen kleinen Cut im Mantel, super. Schlimmer ist jedoch, dass die vordere Steckachse ähnliche Probleme produziert wie die Hintere, ich habe natürlich vergessen Sebastian zu bitten auch diese schon einmal zu lösen. Einer der beiden Pannengeplagten hat ein schönes großes Multitool, und mit roher Gewalt schafft er es die Achse zu lösen, auch in diesem Fall allergrößten Dank. Der Schlauch ist schnell gewechselt, die Minipumpe wärmt mich schnell auf, und so geht es langsam weiter. Mir fällt auf das die Dänen zwar ab und zu Radwege haben, diese jedoch oft mit scharfkantigen kleinen Steinen übersät sind, und oft Querrillen aufweisen, die ich nicht wirklich leiden kann. Auf der Straße wird man jedoch auch sofort angehupt und geschnitten, die Dänen wissen genau das der Radfahrer dort nicht hingehört, und ich lerne schnell. Meine Stimmung ist eher im unteren Drittel der Skala angesiedelt, obwohl der Tag ganz schön ist. Aber ich habe keine Ersatzschläuche mehr, und bin in 5 Stunden seit dem Aufstehen nur etwas mehr als 40 km weit gekommen. Im nächsten Supermarkt treffe ich Ralf wieder, der einen Schlauch flickt. Ich besorge mir ein paar Flicken im Supermarkt und fahre weiter, flicken will ich nur im Notfall, ich habe es noch nie gemacht und will nicht unbedingt damit anfangen. Mit den 3,5 Bar die ich aus der Minipumpe pressen konnte fahren die Reifen sich allerdings jetzt sehr bequem, vor allem auf den Offroad-Abschnitten. Jetzt beginnt der hügeligste Teil der Reise, den ich so nicht auf dem Schirm hatte. Ich quäle mich auf dem Rad Anstiege hoch die bis zu 18 Prozent Steigung und ab und an sogar 100 Höhenmeter am Stück aufweisen. Im Nachhinein hätte ich noch langsamer fahren und einfach runterschalten sollen, mein Rad ist zu schwer als dass ich im Wiegetritt die Hügel rauffahren kann. Und so ist es kein Wunder, dass mit jedem Höhenmeter mein rechtes Knie mehr anfängt sich zu melden. Ich versuche leichter zu fahren, schneller zu treten, weniger Last aufzubringen, aber es ist wie es schon immer war. Einmal überstrapaziert, ewige Erholungszeiten. So geht es ganz langsam vor sich hin, der Wind kommt von seitlich-vorn, und ich versuche mal an nichts zu denken. Kurz vor Kragelund treffe ich auf Sebastian und Jan, die gerade einen Platten behoben haben, und so geht es zu dritt ein bisschen weiter. Die Straßen sind super asphaltiert, und Straßenschilder weisen auf die richtige Fahrweise für Autos hin, sehr schön. So muss das sein, immer auch die Aufmerksamkeit auf die schwächeren Verkehrsteilnehmer richten.

Jan hat kurze Zeit später erneut eine Panne, meint aber dass er alleine zurechtkommt und ich weiterfahren soll. Kommt mir nur Recht, da ich wenigstens mal ein paar Kilometer am Stück schaffen möchte. Auch Sebastian verliere ich kurze Zeit später, ich weiß gar nicht mehr so genau wieso. Ich glaube er wollte an einem Supermarkt halten, und ich wollte erst in Viborg etwas warmes Essen. Pizza wenn es denn geht, die gestern war zwar grauenhaft aber Pizza ist Pizza. Einige Kilometer weiter, an einem malerischen kleinen See, treffe ich auf ein anderes Specialized Sequoia plus Fahrer, der sich dann jedoch als Fahrerin herausstellt. Ich rolle vorbei, anhalten fällt mir schwer da jedes Beschleunigen mein Knie mehr und mehr strapaziert. Ich murmele scheinbar nur ein sehr kurzes Moin und werde später damit konfrontiert nicht zu grüßen.
Wer mich kennt weiß dass ich sogar die Omas in meiner Heimatstadt auf dem Rad Grüße, aber wohl mal anfangen sollte auch lauter zu reden. Die überholte Fahrerin (Ich werde sie später als Carola kennenlernen, und ab jetzt auch mal so nennen) holt mich zügig wieder ein, und ich habe die Gelegenheit ein bisschen zu quatschen, super angenehm. Leider bin ich an diesem Tag entnervt, vom Knie geplagt und jammere Carola deshalb die Ohren voll, die doch so gute Laune versprüht und ausgeglichen wirkt. Nur ausgeglichen fahren kann sie nicht so, da wird auf gerader Strecke beschleunigt, berghoch geschlichen…Ich fahre ganz stur meinen Stiefel im immer selben Tempo und werde später ein wenig aufgezogen. „Mit Anfang 20 wie ein Alter Randonneur“, na warte in dein Alter komme ich auch noch ;). Bis Viborg fahren wir so immer umeinander herum, meistens Carola 20 bis 50 Meter vor mir, manchmal hänge ich mich dran, und einmal auf einem kleinen Kopfsteinpflasteranstieg überhole ich sie sogar für ein paar Sekunden. Ralf hat sich währenddessen zu uns gesellt, der auf dem Kopfsteinpflaster enteilt und sich danach zu uns zurückfallen lässt. Die beiden fahren vor mir her, und ich versuche nur noch mich bis Viborg (noch 7 Kilometer) hinter ihnen zu halten, und etwas Windschatten zu genießen. Da die beiden aber an einer Kreuzung abbiegen, an der sie feststellen müssen dass es dort nichts gibt, bin ich wieder vorn, und alles beginnt erneut. Irgendwann kommen wir in Viborg an, und ich halte kurz, um meinen Plan mit der Pizza in die Tat umzusetzen. Während Ralf weiterrollt, schließt sich mir Carola mir nichts dir nichts an, und ich widerspreche nicht. Wäre ich fit würde ich sie umarmen, denn aufgrund der Schmerzen im Knie alleine mit den Tränen zu kämpfen hatte ich lange genug, Begleitung tut gut. Und so rollen wir gaaaanz langsam den Hügel in Viborg hinauf zum Pizzaladen. Ich gebe Carola einfach mein Schloss, und sie bedient es und schließt die Räder an. Ich wüsste gar nicht wie das Ding funktioniert, noch nie benutzt. Falls jemand mal ein Sequoia braucht, Code 0000 und das Schloss geht auf, bitte später zurückstellen. An der Tür steht der Laden macht um 16 Uhr auf, wir sind 16.03 da. Langsam fahren lohnt sich halt, endlich ein Triumph der mich glücklicher stimmt. Wir bestellen Pizza, und freuen uns ein wenig im Warmen die Beine hochlegen zu können, die Handys zu zücken (ich bin kein Fan von zu viel Technik unterwegs, aber die Whatsapp-Gruppe und damit die anderen Fahrer zu verfolgen ist eine tolle Idee) und den Gedanken nachhängen zu können. Und eins muss ich sagen, eine so gut-aussehende Essensbegleitung hatte ich schon länger nicht, auch wenn ich Kjub (?) nicht zu nahe treten möchte. Aber Carola hat interessante Dinge zu erzählen, kann beim Futtern ruhig sein und von den Spannungen unterwegs ist spätestens jetzt nicht mehr so viel übrig. Ich hoffe ich konnte meine mürrische Laune wieder etwas gut machen, Konversation bei Tisch ist eher mein Ding als auf dem Rad. Als wir fertig sind rufe ich noch kurz zuhause durch, um meinen Vater zu informieren und ein bisschen zu erzählen. Auch das tut gut. Währenddessen kommen Sebastian und Jan an, und wollen auch Pizza, Gyros und Pommes essen.

Ich gehe nochmal auf die Toilette um mich etwas frisch zu machen, und mache diese auf einen Schlag kaputt (Liegt an der Technik, nicht an mir, wirklich!). Carola zieht mich damit noch länger auf, da ich sie so um eine willkommene Gelegenheit gebracht habe, als Frau muss sie doch häufig viel komplizierter Planen als wir, das fällt mir erst jetzt auf. Wir lassen die beiden in Ruhe essen, Sebastian wird heute noch bis Aalborg fahren, und Jan will direkt ein Zimmer suchen und im warmen Schlafen. Wenn wir wüssten was uns diese Nacht erwartet, ist Jan vielleicht der Klügste von uns Vieren. So geht es relativ entspannt weiter, wir rollen am See in Viborg entlang, nerven die Fußgänger aufs äußerste und halten nochmal kurz, um die Ketten zu ölen. Ohne sind die Fußgänger leider nicht mehr so einfach zu erschrecken, aber wir biegen bald ab und fahren einen steilen Berg hoch aus Viborg hinaus, direkt wieder auf kleine Nebenstraßen. Jetzt quatscht es sich etwas besser, die Laune ist okay, der Sonnenuntergang hinter uns hat fast etwas Magisches, während wir langsam aber sicher Kilometer machen. Mein Knie macht sich jedoch sehr schnell wieder bemerkbar, und vor allem die kleinen Hügel lassen mich immer wieder langsam werden, während es auf geraden Straße ganz gut läuft. Ich merke natürlich das Carola sich mir jetzt anpasst, was mir zuerst sehr unangenehm ist, da ich wirklich nicht als Anker dienen möchte. Aber da sie scheinbar ganz zufrieden ist wie es so läuft, und ich endlich wiedermal über dieses und jenes erzählen kann, geht es hinein in die Nacht. Was mir besonders gefällt: Wir können auch mal für 10 Kilometer vor uns hinschweigen, ohne dass es unangenehm wird. Das gibt es nicht so häufig, und ich bin überaus froh nicht alleine zu fahren. Kurz vor Hobro fällt dann mein Navi aus, keine Energie mehr, und Carola ist als Navigateurin…ausbaufähig würde ich es nennen. Genau in diesem Abschnitt sind wir auf Schotter unterwegs, und biegen auf einen Singletrail in den Wald ab, der auch durch einen kleinen Bach führt. Einerseits bin ich wie gesagt immer skeptisch wenn es um Offroadfahren geht, andererseits ist es wirklich atemberaubend, im Dunkeln durch diese Landschaft zu rollen, und kleine Seen und die Wälder erahnen zu können. Wir schrauben uns nach Hobro hinauf, der Weg führt durch ein altes Gestüt, das von vielen kleinen Lichtern angestrahlt wird. Als wir oberhalb von Hobro entlangrollen entfaltet sich das ganze Lichtermeer, man sieht richtig die kleine Bucht und den Hafen vor sich. Nur eine Frage stellt sich doch: Wollen wir wirklich bis dort unten rollen um vor der Nacht noch einmal einzukaufen und uns mit Snacks zu versorgen? Oder einfach auf dem Track weiterrollen und uns 100 Höhenmeter ersparen?
Carola beantwortet diese Frage ganz nüchtern mit „Einkaufen!“ und schmeißt ihre Bananenschale fast in den Briefkasten eines Hauses statt in deren Mülleimer, was in einem herzhaften Lacher endet. Soviel Kompetenz überzeugt mich und ich fahre mit ihr hinein in die hell erleuchtete Stadt. Den gesuchten Netto finden wir zwar nicht, dafür aber mit der Hilfe eines netten Dänen, den ich in der Fußgängerzone anquatsche, einen anderen großen Supermarkt, offen bis 22 Uhr. Am Sonntag. Man kann Dänemark nur lieben, selbst die Backtheke ist noch offen und ich kann mir drei süße Backwaren kaufen, die den Namens Skagenshorn tragen. In seltenen Momenten glaube ich schon ans Schicksal, dieser gehört beispielsweise dazu. Wir räumen den halben Supermarkt leer, Gummibärchen, Knabberzeug, noch Orangensaft fürs Frühstück? Allerdings finde ich diesmal meine Meisterin im Einkaufen, soviel könnte nicht mal ich essen, vor allem nicht nach 21 Uhr noch. Nachdem wir den Kaufrausch überstanden haben rollen wir langsam weiter, sehr zufrieden mit uns selbst. Kurz denke ich darüber nach noch ein paar Stunden weiterzufahren, es läuft ja nicht schlecht, wir sind ein gutes Team und mir graut vor der Nacht, wir haben schon beim losfahren Minusgrade. Der Hügel aus Hobro stellt sich als gut fahrbar heraus, obwohl er lang ist und wir uns alle Zeit der Welt lassen. Und er wärmt, bei den Bedingungen nicht verkehrt. An der Kreuzung angekommen an der wir uns vorher entschieden haben in die Stadt zu fahren geht es wieder auf den Track, und 200 Meter weiter finden wir einen offenen Spar. Sind das jetzt unnötige Bonusmeilen? Mir ist es egal, ich habe alles was ich brauche und der Abstecher hat sich in meinen Augen gelohnt. Von Carola ist eh nicht der Hauch einer Beschwerde zu hören. Und so rollen wir aus Hobro, die letzten Laternen geleiten uns in ein schwarzes Nichts, nur unsere Lampen leuchten einen kleinen Bereich vor uns aus. Wir kommen über einen super ausgebauten Radweg, fahren noch durch einen beleuchteten Tunnel mitten im Nirgendwo, und nach 5 Kilometern erreichen wir den Standort unseres heutigen Shelters. Obwohl der komisch aussieht, sechseckig und offen, wie ein Grillhäusschen. Und daneben ein Spielplatz, und Bänke, eine Naturtoilette, und dann sehen wir auch die beiden richtigen Shelter, alles ist gut. Selbst Feuerholz haben einige Engel zusammengesammelt, allerdings hat keiner von uns Lust noch ein Feuer zu machen, wir wollen schnellstmöglich alles aufbauen und ab in den Schlafsack, es ist schon eisig kalt und ohne Bewegung friert es sich schnell. Beim Equipment werde ich ein kleeeines bisschen neidisch, die rivalisierende Luftmatratze ist nach gefühlt 2 Minuten aufgeblasen, während ich noch weitere 5 Minuten dastehe und pumpe. Dafür hat meine ein Kopfteil und ist deutlich größer, ich kann mich einmal um mich selbst drehen und falle nicht herunter, also alles gut. Und sie kostet nur ein Fünftel, das zaubert mir ein kleines Lächeln aufs Gesicht. Wenn ich irgendwann mal älter bin und genug Geld verdiene werde ich sicher auch mehr Gewicht auf die Ausstattung legen, heute bin ich zufrieden mit dem was ich habe. Neben den Sheltern steht sogar eine kleine aber feine Naturtoilette, eine Grundbedingung wenn man mit einer Dame (Hui, ich hoffe die Bezeichnung gibt keinen Ärger) reist. Carola ist schon mit allem fertig und liegt lange vor mir im Schlafsack, und fängt auf einmal an Snacks auszupacken und zu essen. Im Schlafsack. Ich erkläre dass man im Bett nicht isst und vor allem nicht rumkrümelt, was mir nur einen verächtlichen Blick einbringt. Ich kann aber tatsächlich nichts mehr essen um diese Zeit, und widme mich der Whatsapp-Gruppe, um unseren aktuellen Status durchzugeben. In dem Moment fällt mir auf dass ich Carolas Namen gar nicht kenne, und peinlich berührt nachfragen muss. Dabei wird klar dass sie meinen auch nicht kennt, und alles ist gut. Bevor ich das Handy weglegen kann schnarcht es schon von Nebenan. Fängt ja gut an, aber ich bin es schon von Jan aus der letzten Nacht gewöhnt. Carola setzt noch einen drauf und wacht sogar von ihrem eigenen Schnarchen auf, so laut ist es. Ich muss kurz schmunzeln, schlafe ich doch auch bei solchen Gegebenheiten wie ein erschöpfter Radfahrer nun einmal schläft (soll heißen wie ein Toter).
Nachts wache ich kurz auf, es sind Minus 8 Grad, ich muss kurz aus dem Schlafsack und denke ich erfriere. Schnell wieder zurück, der Garmin ist schon gefroren und die Flaschen ebenfalls. Ich denke nicht an morgen und schlafe schnell wieder ein.

Tag 3

Um 5.30 wache ich auf, ich friere nicht, aber ehrlicherweise ist angenehmes Übernachten doch auch nicht die Bezeichnung die ich wählen würde. Nach 20 Minuten überlegen raffe ich mein Zeug zusammen, wecke dabei ausversehen Carola und ziehe mich schnell um (Privatsphäre gibt man am Start ab, nur damit ihr Bescheid wisst) und überlege loszutrödeln. Das Knie ist kaum besser, bei dem Wetter war das auch nicht zu erwarten. Ich will in den nächsten Supermarkt und Frühstücken, die Skagenshörner sind hart wie Stein und nicht mehr genießbar, schade. Carola will in Ruhe im Schlafsack frühstücken, auch das ist in Ordnung, jeder fährt sein Tempo und macht seine Pausen, dass gefällt mir daran so gut. Und so sage ich Ciao und bin wieder unterwegs. Die ersten 2 Kilometer fahre ich hinter einem Streufahrzeug, die Felder sind gefroren und ich überlege Garmin einen Displaykratzer in der Produktreihe zu empfehlen, damit ich nicht mit meinen Fingernägeln kratzen muss. Dafür erlebe ich aber einen atemberaubenden Sonnenaufgang über den wilden Feldern hinter Hobro und vor Aalborg, und nach 20 Kilometern finde ich einen Supermarkt und halte an. Wieder einmal treffe ich auf sympathische Dänen, und eine nette Verkäuferin, die mir meine liebste Nahrung (nach Pizza), kleine Hotdogwürstchen im Blätterteig, wohlwollend verkauft. Ich versuche es wieder mit dem dänischen Wort und werde frech angegrinst und dann verbessert, also Sprechen und Schreiben sind in Dänemark keineswegs logisch, wie ich finde. Plötzlich spricht mich eine deutsche Stimme an, Marcus hat draußen mein Rad gesehen und hat sich, nicht ganz unfreiwillig, auch für eine Pause entschieden. Wir essen zusammen, und er erzählt von Leistungsproblemen, sein Navi lädt nicht an der Powerbank, und er fährt im Moment auf gut Glück. Ich bin froh über neue Begleitung, und wir ziehen gemeinsam weiter, Marcus vorne als Zugmaschine, ich hinten als Navigateur. Das funktioniert ganz gut, wir kommen bis in den kleinen Ort Skorping, in dem uns Carola aus dem Bäcker fröhlich zuwinkt. Wir winken zurück und rollen weiter, sooft kann ich gar nicht essen, und ich dachte ich bin schlimm. Hinter Skorping kommen wir auf eine Art Singletrail durch einen Nationalpark, kleiner schmaler Schotterweg, malerische Gegend. Bis Marcus plötzlich anhält und einen weiteren Platten zu vermelden hat, aber er ist inzwischen ebenso routiniert wie ich. Rad raus, Schlauch rein, Mantel drauf, Pumpen und nach 5 Minuten sitzen wir wieder auf dem Rad. Der Weg führt über eine kleine Holzbrücke die gefroren ist, und ich hangele mich am Geländer entlang bis ich wieder auf festem Boden stehe. Marcus ist cooler, und lässt sich vom obersten Punkt einfach auf den Hacken runterrutschen, mitsamt Rad. Und bleibt auf den Beinen, was mich fast noch mehr beeindruckt. Unterdessen bewegen wir uns immer weiter auf Aalborg zu, es sind nur noch 20 Kilometer, auf denen es immer wieder hoch- und runter geht. Aber Marcus fährt ein schönes Tempo, und von hinten schleicht sich wieder das bekannte Specialized an uns heran, und holt uns kurz vor Aalborg auch wieder ein (Frühstück bringt wohl Kraft 😀 ). Wir rollen somit zu dritt in die Stadt, und treffen nebenbei noch Frank aus Berlin, der die Nacht durchgefahren ist und nur mal eine Stunde an einem Elektrokasten sitzend geschlafen hat. Bei Minus 8 Grad. Na wer das braucht der soll es machen, beeindruckt bin ich, nachmachen möchte ich es nicht. Auf der Brücke, dem Fotopoint 2 treffen wir Vier uns wieder und machen hübsche (und weniger hübsche) Fotos mit Schnaps, Wasser und Sonne.

Danach verabschiedet sich Marcus zurück in die Stadt, um seine Sachen aufzuladen und etwas zu essen, mir ist es um 11 noch zu früh und ich fahre mit Frank weiter, der ein super Tempo fährt, mit dem ich gut klarkomme. Wir unterhalten uns über verschiedene Dinge (Leistungssportler als Ruderer, Hut ab, kein Wunder dass er solche Kräfte hat) und es geht gut voran, 20 Kilometer fahren wir so. Dann möchte Frank einen Kaffee trinken, was mir nicht passt da ich eben diesen nicht mag, und wir trennen uns wieder. Ich komme durch einen schönen Park, wo auf einmal die Straße in Sand übergeht. So geht es mehrere Kilometer hoch und runter, und plötzlich steht am Straßenrand wieder Carola und macht ein Päuschen. Ich rolle langsam weiter, bei meinem Tempo macht Pause und Fahren bald keinen Unterschied mehr, es wird nicht schlechter aber leider auch nicht mehr besser. Ab diesem Zeitpunkt fühle ich mich ein bisschen wie im falschen Spiel: Carola überholt mich und ist mir zu schnell, verfährt sich dann und landet wieder 200 Meter hinter mir, dasselbe Spiel am nächsten Abzweig in den Wald, wo ich noch aus Leibeskräften brülle, aber leider ohne Erfolg, der Wind weht meine Hinweise einfach weg. So fahre ich den Waldweg alleine hinauf, und dieser ist das erste Mal so richtig eklig. Steil ohne Ende, aufgeweichter Boden. Ich muss absteigen, und selbst beim Schieben brauche ich eine Pause zwischendurch. Währenddessen kommt Carola hinter mir entlang, sie hat ihren Fehler bemerkt und hat umgedreht. Oben im Wald mache ich eine kleine Pause, mein Vorderrad läuft ein wenig unrund, ich stelle fest dass der Mantel nicht perfekt sitzt sondern eine Unwucht bildet. Kurz etwas Luft herausgelassen, die Handpumpe bis zum Anschlag malträtiert und es geht wieder. Ich stelle nebenbei 3 lose Speichen fest, die aber noch bis Skagen halten werden, denke ich mir so. Neue Laufräder sollte man halt nochmal zum Service bringen, das sagte mir schon der Mechaniker. Als ich fertig bin kommt Martin den Hügel hinauf, gute Laune versprühend, und wir fahren zu dritt weiter. Auf den nächsten 30 Kilometern zeichnet sich immer dasselbe Bild ab: Schotterpiste oder Sand, es geht hoch und runter. Martin hängt uns auf den ansteigenden Stücken leicht ab, wartet dann oben und macht Fotos wie wir uns dieselbe Strecke hinaufquälen. Zu anderen Zeiten hätte ich ihn zum Teufel gewünscht, an diesem Tag macht es mir viel Spaß.
Leider muss ich kurz vor 14.30 eine Pause einlegen, da ich per Telefon ein Telefoninterview für eine Stelle in Würzburg habe. Geruchstelefone gehören verboten meint Harald später trocken, da kann ich ihm nur zustimmen. Die anderen beiden gucken erst als wöllte ich ihnen einen Witz erzählen, und finden es dann lustig. Ich lande sogar auf Instagram, 72 Stunden nicht geduscht und Jobinterview, am Ende muss sogar ich schmunzeln. Zuhause kam es mir wie das natürlichste der Welt vor. Leider muss ich die beiden ziehen lassen, da ich weder lauschende Radler beim Telefonieren dabeihaben möchte, und zudem auch keine Last sein will. Eine halbe Stunde später kann ich weiterfahren, mir geht’s wieder ganz passabel, bis aufs Knie ist alles super. Marcus überholt mich noch auf einem Sandstück, sein Diverge ist einfach ne Wucht, tolles Rad auf dem er da unterwegs ist. Und dann sind es nur noch 50 Kilometer bis Skagen, nur noch 40, die Sandpisten weichen besseren Asphaltabschnitten, es rollt besser. In Jetrup wurde mir eine Einkaufsmöglichkeit versprochen, die jedoch zu hat. Auf dem Straßenschild steht 35 Kilometer bis Skagen, auf geht’s also, dort komme ich noch im Hellen an, und ich werde heute noch am Strand stehen. So beflügelt telefoniere ich kurz mit Sebastian, um zu erfahren wo er steckt. Er und Martin sind nur 10 Kilometer vor mir, und sagen ich solle mich beeilen. Also gebe ich noch einmal alles (Höchstgeschwindigkeit 20 Kmh, so schnell wie lange nicht!) und es gehen die Kilometer voran. Zum ersten Mal mache ich mir laute Musik an, TÜSN, mein Lieblingsalbum. Kopfhörer hab ich keine eingepackt, also beschalle ich die Gegend, aber Menschen treffe ich eh keine. Und dann beginnen 15 Kilometer vor Skagen die Dünen, und ich kann das Meer ab und zu mal sehen. Die Landschaft wird wunderschön, die Sonne geht langsam unter, es ist wie im Traum. Und 5 Kilometer vor Skagen sehe ich zwei Personen am Radwegrand stehen, die gerade ein Hinterrad einbauen. Martin hatte einen Platten und Sebastian hat mit ihm gewartet, so dass wir jetzt tatsächlich zu Dritt nach Skagen einrollen. Bis zum Strand sind es noch einige Kilometer, aber es rollt, und so kommen wir in Grenen genau 18 Uhr an, die Sonne ist noch zu sehen. Marcus ist auch erst vor einigen Minuten angekommen, und zu Viert schieben wir die Räder bis zum Strand, und stellen sie halb ins Wasser. Es ist eine Stimmung wie ich sie mir erhofft habe, und ich habe eine kleine Träne im Auge, die ich schnell wegwische und die in der Dämmerung niemand bemerkt. Für mich geht hier ein Traum in Erfüllung, ich kann es gar nicht besser beschreiben. Nach genügend Schnaps und einigen Bildern gehen wir zurück zum Toilettenhäuschen auf dem Parkplatz, und sehen ein einsames Licht uns entgegenkommen. Carola hat sich in einem Ort vor Skagen noch etwas zu essen besorgt (Die Figur, mit dem Essen, das geht mir nicht in den Kopf) und will noch zum Strand Fotos machen. Wir warten geduldig, und planen schon mal den Abend. Es gilt ein Hotel zu finden und das Abendessen nicht zu lange in die Zukunft zu schieben, ich hätte gern Pizza. Leider sind die anderen nicht auf meiner Seite, und so überlegen wir uns erst zum Hotel zu fahren. Ich frage drinnen nach den Zimmerpreisen, und nach einigem Hin- und Her einigen wir uns auf 3 Einzelzimmer und ein Doppelzimmer, welches ich mir mit Martin teile. Die Räder dürfen wir im Innenhof parken, Essen gibt es im hoteleigenen Restaurant, Handtücher liegen im Bad. Ich bin etwas verstört, dass wir mit unserem Aussehen durchs Hotel latschen und Sand überall auf den schönen Teppichen verteilen, die anderen sind da rigoros und irgendwann ist es mir dann auch egal, immerhin sind wir ja zahlende Kundschaft. Die Dusche ist unbeschreiblich gut, endlich mal wieder Waschen und dem Körper etwas Wärme zuführen, kaum zu glauben dass ich seit 72 Stunden nur draußen unterwegs war. Nach mir ist Martin dran, bevor wir uns aufmachen und kurz zu Netto gegenüber gehen, Chips, Gummibärchen und Trinkjoghurt sowie Saft müssen noch sein. Zu fünft sitzen wir anschließend am Tisch im Hotel und genießen die Atmosphäre, ich sehe sie alle Grinsen, die Stimmung ist ausgelassen, es gibt Bier für die anderen, ich trinke Saft, und wir bestellen mehr als wir essen können.
Die Servicekraft lässt sich allerdings kaum sehen, obwohl wir unsere beste Merinounterwäsche, Jogginghosen und Fleecejacken tragen, eine Frechheit!
Nachdem alle satt sind und wir genug gequatscht haben, wird beschlossen sich früh gegen 7 beim Frühstück einzufinden, und wir beziehen unsere Zimmer. Falls es den anderen ähnlich ergeht wie Martin und mir fallen sie fast sofort in einen tiefen Schlaf. Nur Martin ist wieder schneller als ich beim Einschlafen, und ganz überraschend schnarcht er. 3 von 3 Nächten schnarchende „Shelterpartner“, kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu. Nach 10 Minuten hat mich allerdings auch das eintönige Geräusch in den Schlaf gewiegt, und ich wache erst wieder am nächsten Morgen gegen 7 auf. Für mich ist die Tour hier beendet, das war wegen dem Knie schon lange vorher klar. Dazu Wettervorhersagen mit mehr als 60 km/h von Vorn, Regen und Sturm. Da ich mein großes Ziel Paris nicht gefährden möchte, ist es die einzig sinnvolle Entscheidung, und viele andere sind schon ab Skagen nach Hause gereist, es kommt mir anders als bei den abgebrochenen Brevets nicht wie eine Schande vor. Beim Frühstück ist die Laune gedrückter als gestern, manche hängen den Gedanken an die folgenden 700 Kilometer in miesem Wetter nach, andere der ewig erscheinenden Zugfahrt nach Hamburg. Lecker ist es trotzdem, und auch wenn ich nur einen Joghurt und ein paar Früchte esse, schlagen die anderen sich wie immer die Bäuche voll. Sebastian kann mit seinem Knie keinen Meter mehr fahren, und Marcus… Er schließt sich uns an, den wirklichen Grund habe ich vergessen. Bleiben Martin und Carola, und an dieser Stelle möchte ich schon mal den allergößten Respekt loswerden. Wenn man früh bei diesen Aussichten am Tisch sitzt, lächelt und sagt „Ich gucke mal, Wetter ist doch noch ganz gut“… Ihr beide seid einfach nur große Vorbilder, und eine Inspiration für die Zukunft.

Epilog

Die Bahnfahrt nach Hamburg dauert am Ende 12 Stunden, da der schon vorhergesagte Sturm die Strecke zwischenzeitlich unpassierbar macht (für Züge, Radler können scheinbar immer…fahren ) und wir 2 Stunden Verspätung hinnehmen müssen. Uns dreien schließen sich noch zwei weitere Radler aus Skagen an, die in Frederikshavn zusteigen, und in Fredericia kommen noch zwei weitere (Sie haben schon einmal das Transcontinental Race gefinished, ich bin beeindruckt). Sie waren bei Kilometer 850, als der Sturm zuschlug. 12 Stunden für die letzten 100 Kilometer, kurze Berechnung, dass sie wohl für die letzten 450 Kilometer mehr als drei Tage brauchen würden, die Knie tun weh, die Probleme sind bekannt. Die Zugfahrt ist nicht so schlimm wie gedacht, man unterhält sich, und ich werde ein wenig getröstet, weil ich mental nicht gut drauf bin nach dieser Niederlage. Marcus bietet mir an bei ihm zu schlafen, da kein Zug mehr geht und ich wenigstens von Hamburg aus noch mit dem Rad gen Berlin fahren will. Also wird die Übernachtung gebucht, Sebastian darf sein Rad auch bei Ihm unterstellen, und wir gehen noch Döner essen. Einen besseren Gastgeber kann ich mir kaum vorstellen, auch wenn ich sehr pflegeleicht bin und viel zu oft sage ich brauche doch nichts. Nach einem beruhigenden Tee ist Schlafenszeit, zum ersten Mal seit 4 Tagen habe ich Probleme einzuschlafen, die Gedanken lassen sich kaum bändigen. Nach Mitternacht ist es, und früh um 7 klingelt der Wecker. Marcus lässt es sich nicht nehmen mich auf dem Weg durch Hamburg auf seinem Rad zu begleiten, zeigt mir die neue Elbsymphonie, die Hafencity, den Fischmarkt. Super schön ist es hier in Hamburg, ich bin beeindruckt, und hoffe ich kann bald mal wieder einen Besuch rechtfertigen. Kurz vor den Elbbrücken verabschieden wir uns herzlich, ich denke ich habe einen Freund gewonnen, Danke für alles Marcus! (Bitte verrate mir bei Gelegenheit ob du mit C oder K geschrieben wirst)

Richtung Geesthacht fahre ich langsam aus Hamburg heraus, die Straßen werden leerer, ich kann die Gedanken etwas schweifen lassen. Der Plan ist an der Elbe bis Wittenberge zu fahren, nach 25 Kilometern merke ich das bei dem Südwind (Böen bis 80 Km/h) mein Kurs nicht zu halten ist. Da meine geliebte RE2 der ODEG aber von Schwerin aus nach Nauen fährt, entscheide ich kurzfristig mich weiter nordöstlich zu halten, 130 Kilometer sollen es dann sein. Auch der Seitenwind zerrt ganz schön am Knie, und immer wieder dreht der Track in den Wind und ich stehe auf der Stelle. Es gibt aber auch Abschnitte auf denen ich dank Rückenwind ne halbe Stunde mit 27 km/h fahre, eine Raserei die ihresgleichen sucht. Als das Tief so richtig ankommt sitze ich beim Bäcker und esse Fleischsalatbrötchen mit Kakao, das Leben ist ganz annehmbar in diesem Moment. Regensachen werden angezogen und ich quäle mich immer weiter, bis am Straßenschild „Schwerin 35 Kilometer“ steht. Noch drei Stunden berechne ich für mich (erschreckend was aus dem einst fitten Jüngling geworden ist) und fahre entspannt weiter. Der Regen kühlt mich, ich kann ihn genießen weil ich weiß dass das Ende naht.

Auf den letzten Kilometern mache ich meinen Frieden mit der Tour, es war die richtige Entscheidung noch auszurollen. Manchmal bin ich überrascht wie groß ein Loch nach solchen Erlebnissen sein kann. Auf einmal wieder alleine zu sein, nicht zu wissen ob und wann man die neuen Bekanntschaften mal wieder sieht, das Wissen es trotz allem nicht geschafft zu haben, die Eindrücke zu verarbeiten. Ich gucke mir auf der Zugfahrt die Bilder der Tour an, gucke wie die anderen Fahrer sich voran quälen, lese die kleinen Nachrichten in der Whatsapp-Gruppe, freue mich für sie und mir rollt eine kleine Träne übers Gesicht. Gottseidank interessiert es im Zug keinen, ich rieche so gut dass mein Fahrradabteil, ja man könnte es unterbesetzt nennen, ist. In Nauen steige ich aus und rolle nach Hause. Keiner da, nur die Katze erwartet mich freudig und will rein. Zufrieden schleppe ich jede Tasche einzeln rein, bevor ich mein Fahrrad in den Wintergarten gehievt bekomme.

Fazit, Ausblick und Ende

Die nächsten Tage liege ich viel auf der Couch, denke nach, versuche Motivation zu finden. Die Saison beginnt doch eigentlich erst am 23.03. mit dem 200er Brevet in Berlin, und dann gilt es. Ich sehe wie erst Kjub am Freitag als Dritter finished, und dann geht es Schlag auf Schlag. Ralf und Brandy kommen herein, Frank ebenso. Kurz vor Mitternacht schaffen es meine persönlichen Helden dieser Tour am Timeless anzuschlagen, 7 Tage haben Martin und Carola sich gequält, Wahnsinn. Am Samstag geht es ähnlich weiter, eine Vierergruppe erreicht das Ziel, ein Pärchen (mit viel Humor!) und Jan kommt auch an. Auf der Strecke verbleibt Gerard, und das ist genauso geplant. Mit Bildern von seinem Tischdeckchen in Bushaltestellen und Dosenbier im Flaschenbier verbessert er die Stimmung mit jedem seiner Posts. Er soll nach 10 Tagen Hamburg erreichen, als 16er Finisher. Wenn ich mal so alt bin wie er und in Rente, dann habe ich eigentlich nur einen Wunsch: So fit zu sein und soviel Spaß am Leben zu haben, Chapeau.

Damit geht dieser Bericht jetzt zu Ende. Länger als gedacht, fast wie die Transcimbrica, und wer es bis hier geschafft hat, Danke dafür. Gerne auch Kritik, ich will versuchen im PBP Jahr etwas mehr zu berichten, viele Fotos zu machen, ein bisschen zu unterhalten. Es ist nicht alles geordnet in meiner Erinnerung, vor allem die Namen sind mir viel zu schwierig.
Nach 3 Tagen sitze ich wieder auf dem Rad, Samstag sind es 60 Kilometer mit dem Pinarello, ich saue mich richtig ein und habe einfach Spaß. Sonntag dann knapp 160 mit meinem Vater, davon einige Waldwege durchs tiefste Brandenburg, mit Regenbogen ganz zum Schluss. Die Qual ist vergessen, der Blick geht nach vorne, wir sehen uns auf der Straße wieder. Wenn ich es irgendwie einrichten kann auch wieder bei der Transcimbrica, es war richtig schön hyggelig. Allzeit gute Fahrt!